In allem etwas Positives finden - Das Abitur am Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales des Lüttfeld-Berufskollegs

Das Abitur 2023 am Lüttfeld-Berufskolleg: Die Klassenbesten Florian Schmelzer, Inga Merschel, Bildungsgangleiterin Synke Rothe, Sophie Luisa Groß, Carlotta Wehmeier, Fynn Lucca von Rothkirch und Panthen sowie die Schulleiterin Andrea Brasch.

Lemgo. Insgesamt 63 Schülerinnen und Schüler der Bildungsgänge des Beruflichen Gymnasiums für Gesundheit und Soziales des Lüttfeld-Berufskollegs bestanden im Schuljahr 2022/2023 das Abitur. Die feierliche Zeugnisübergabe durch die Schulleiterin Andrea Brasch fand im Konferenzcenter der PHOENIX CONTACT arena statt. Zu dem Programm der Abiturfeier gehörten die Rede der Schulleiterin, Beiträge der Abschlussklassen sowie der Klassenleitungen. Zudem wurden Schülerinnen und Schüler für ihre Spitzenleistungen geehrt. Die Schülerband sorgte für musikalische Highlights. Dafür gebührte den Bandmitgliedern Michael Dietz (Schlagzeug), Simon Siebert (Gesang), dem Gastgitarristen und ehemaligen Lüttfeld-Absolventen Patrick Gaudl und der Musiklehrerin Miriam Bonefeld (Gesang und Keyboard) ein großes Dankeschön.

Die Schulleiterin Andrea Brasch gratulierte den Abiturientinnen und Abiturienten zu den bestandenen Prüfungen, mit denen sie sich eine Basis geschaffen hätten, um neue Ziele in den Blick zu nehmen. Hierbei sei es wichtig, flexibel zu bleiben. „Denn es ist heute keinesfalls mehr sicher, dass Sie ihr Leben lang – wie die meisten Ihrer Großeltern und Eltern – in ein und demselben Beruf arbeiten werden“, so die Schulleiterin. „Die Entwicklung der beruflichen Lebensläufe vieler Menschen zeigen, dass ein gradliniger Verlauf immer seltener wird. Manchmal muss man eben um Ecken gehen, eine Pirouette drehen oder durch Kurven laufen, um an sein Ziel zu kommen.“ Es gelte, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Schließlich wünschte Andrea Brasch den Abiturientinnen und Abiturienten alles Gute für die Zukunft. „Nun gilt es, die Grundlagen auszubauen, Nischen zu finden, einen guten Job zu haben und zu machen: Machen Sie sich unentbehrlich!“

Für die Abiturientia 2023 sprachen Lukas Busch, Fynn Lucca von Rothkirch und Panthen sowie Lea Marie Wallbaum. Sie erinnerten an ihre Schulzeit, an die Höhen und Tiefen, die sie durchlebt hatten, aber auch an die schöne Zeit am Lüttfeld-Berufskolleg. „Jede Klasse hat ihre eigene Identität, ihre eigenen Geschichten und Herausforderungen. Doch heute verbindet uns der gemeinsame Stolz, den Abschluss zu feiern und in die Zukunft zu blicken“, hieß es. Die Absolventinnen und Absolventen waren von einer großen Dankbarkeit für die wundervolle Zeit am Lüttfeld-Berufskolleg erfüllt: „Lassen Sie uns auch einen Moment nehmen, um unserer geschätzten Schulleiterin Frau Brasch, aber auch der Stellvertretenden Schulleiterin Frau Fleck und – selbstverständlich – auch dem ehemaligen Schulleiter Manfred Kreisel unseren Dank auszusprechen. Sie haben uns stets mit Weisheit, Führung und Unterstützung begleitet. Sie gemeinsam haben unsere Schule zu einem Ort gemacht, an dem wir uns willkommen und sicherfühlen konnten. Ihr Engagement und ihr Einsatz haben unsere schulische Reise bereichert und wir sind Ihnen dafür zutiefst dankbar.“

Auch die Klassenleitungen Marion Burchart, Yvonne Budde, Claudia Müller-Hampus und Michaela Stock waren voll des Lobes. Sie nutzten das Wort „Abitur 2023“, um sich anhand einzelner Buchstaben und Zahlen zu einigen Gedanken und Reflexionen inspirieren zu lassen. Die Klassenlehrerin Yvonne Budde brachte beispielsweise der Buchstabe „T“ zu dem Stichpunkt „Tour durchs Lipperland“ und erinnerte an die Zeit der Pandemie, als vor allem Online-Unterricht auf dem Programm stand. „Im März, an einem Freitag, hab ich mich dann auf den Weg gemacht. Online und immer öfters schwarze Kacheln anstelle eines Gesichtes reichten mir nicht mehr aus. Dank Ihnen habe ich das wunderschöne Lipperland ein wenig genauer kennengelernt. Von Lemgo bis nach Lage, über Augustdorf, Oerlinghausen und Leopoldshöhe nach Bad Salzuflen, ins Kalletal, weiter über Silixen ins Extertal und über Barntrup, Blomberg und Dörentrup im Bogen wieder zurück nach Lemgo. 7 Stunden, 150 Kilometer, jeden von Ihnen persönlich gesehen und gesprochen – Ein unvergesslicher Tag für mich! Natürlich draußen, auf Abstand, nach allen Regeln. Ich versuche in allem etwas Positives zu finden – die Tour war großartig und hätte ich ohne die Pandemie niemals gemacht. Ich danke Ihnen dafür.“

Anschließend wurden Schülerinnen und Schüler für ihre besonderen Leistungen geehrt: Mathies-Paul Samtleben und Sophie Marie Sundermann erhielten ein Cambridge Zertifikat, das weltweit von zahlreichen Institution und Organisationen als Nachweis für gute bis sehr gute Englischkenntnisse anerkannt wird. Die Schülerinnen Jana Dieser und Jacqueline Don wurden für ihre langjährige Mitarbeit im Schulsanitätsdienst ausgezeichnet. Sie sind fit in Erste Hilfe und haben im Rahmen ihrer Tätigkeit dafür gesorgt, dass Schülerinnen und Schüler in Notsituationen mit schneller Hilfe unterstützt werden. Zudem wurden die Klassenbesten Sophie Luisa Groß, Inga Merschel, Fynn Lucca von Rothkirch und Panthen, Florian Schmelzer sowie Carlotta Wehmeier für ihre hervorragenden Zeugnisnoten gewürdigt.

Die Lippische Landeszeitung berichtet: „From Zero to Hero“: So beschrieb Lüttfeld-Abiturient Fynn von Rothkirch seine Schulkarriere. Er ließ es sich nicht nehmen, seinen bemerkenswerten Aufstieg vom Schulversager zum Notenbesten in einer Abiturrede vor vollem Haus in der Phoenix-Contact-Arena darzustellen. „Ich will damit zeigen, dass es geht“, erläuterte er hinterher im Gespräch mit der LZ. Zuvor hatte Schulleiterin Andrea Barsch der Abiturientia 2023 Optimismus angeraten und „dass Sie Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Fröhlichkeit bewahren“. Und natürlich Tugenden wie Pflichtbewusstsein, Fleiß und Zielstrebigkeit: Diese Eigenschaften für ein erfolgreiches Berufsleben hätten sich die Abiturienten in ihrer Schullaufbahn auf dem Lüttfeld-Kolleg angeeignet. Musterschüler Fynn von Rothkirch kann da als Paradebeispiel herhalten. Auch nach wiederholtem Anlauf schaffte er „an meiner alten Schule“ das Abi nicht und suchte einen Ausweg aus seinem Schul-Dilemma in der Berufsausbildung. Im Arbeitsleben habe er dann bemerkt, „dass ich die Schule vermisse“. Plötzlich sei da eine Sehnsucht aufgetreten nach „anspruchsvolleren und tiefer gehenden Aufgaben“, leidenschaftlicher Diskussion und sogar Klausuren-Stress. Schließlich entschied er sich im Februar 2020 zu einem neuen Anlauf: Und nun hat er als frisch gebackener Abiturient am Lüttfeld-Berufskolleg mit 80,3 Punkten die höchste Zahl (viel mehr geht nicht) erreicht: Auf seinem Zeugnis ist ein Notendurchschnitt von 1,2 dokumentiert. Seine Wissbegier kennt keine Grenzen mehr und er zitiert mit Vorliebe die Heroen der Geistesgeschichte wie zum Beispiel Stephen Hawking, das Physik-Genie des 21. Jahrhunderts (1942 – 2018): „Denkt daran, in die Sterne zu schauen und nicht auf eure Füße.“ Diese Mahnung gab er seinen Zuhörern bei der Abi-Entlassfeier als wirkungsvolles Schlusswort mit auf den Weg. Damit widerlegte er die ironische Selbstkennzeichnung der Abiturientia 2023 als „Abiotika“-Junkie.

Die vier Klassenlehrerinnen stellten in ihrer gemeinsamen Abi-Rede ebenfalls nicht auf das „Abiotika“-Motto ab, sondern nahmen sich die Buchstaben des Wortes „Abitur“ einzeln vor. So stehe der erste Buchstabe „A“ in guter griechischer Tradition („alpha“) für „Das Erste und Beste“; „B“ für „Bildung“ als Ermöglichungsgrund für „selbstständiges und eigenverantwortliches Handeln“; „I“ für Intelligenz im Sinne kognitiver Leistungsfähigkeit aber auch emotionaler Kraft; „T“ für Tour und Trip: „Nach Corona habt ihr eure Bewegungsfähigkeit zurückgewonnen“. „U“ sei der Platzhalter für „schier unfassbare Anstrengung“. „R“ gebe die Richtung für weitere Entwicklung an.Die Fest-Rednerinnen bedauerten, dass es kein „M“ im Wort „Abitur“ gebe: „M“ für Mut und Zuversicht. „Immer, wenn ihr es nicht erwartet, gibt der Zufall einen aus“, versicherten sie den Abiturienten und zitierten damit die Schlüssel-Zeile aus einem bekannten Pop-Song. Für die musikalische Unterhaltung zwischendurch sorgte die schuleigene Band: Sänger Simon Siebert, Miriam Bonefeld am Piano, Michael Tietz an den Drums; und die Gitarre zupfte Patrick Gaudl.“ (zitiert nach: Hajo Gärtner, Von der Null zum Nerd, Abiturient Fynn von Rothkirch stellt bei der Lüttfeld-Entlassfeier selbstironisch-unterhaltsam seinen beispielhaften Bildungsweg dar, in: Lippische Landeszeitung, 20.6.2023, S. 18.)