Warum sind Menschen so unmenschlich? Eine Gedenkstättenfahrt des Lüttfeld-Berufskollegs nach Polen

Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Völkermords im Konzentrationslager Auschwitz.

Lemgo. „Jeder hat schon einmal von dem Grauen gehört, das in Auschwitz geschehen ist und man hat vielleicht auch schon etwas in Zeitungen und im Fernsehen darüber gesehen. Das ganze Ausmaß des nationalsozialistischen Terrorregimes wird man heutzutage wohl nie begreifen können, aber wir möchten die Möglichkeit geben, sich damit genauer auseinanderzusetzen, um wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse daraus zu gewinnen.“ Die Lehrkräfte des Lüttfeld-Berufskollegs Yvonne Budde, Christian Krome und Michaela Stock sowie der Schulsozialarbeiter Michael Sauer riefen zu einer Bildungsfahrt nach Auschwitz, Breslau und Krakau auf, die sich an interessierte Schülerinnen und Schüler richtete. Das Angebot stieß bei den Jugendlichen auf sehr großes Interesse. Die Bildungsfahrt umfasste den geführten Besuch im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau (Auschwitz I und Auschwitz II-Birkenau), Übernachtungen in Breslau und Krakau sowie Programmangebote in diesen Städten.

Insbesondere der Besuch der beiden Konzentrationslager, der von Museumsmitarbeiterinnen begleitet wurde, bewegte die Gruppe vom Lüttfeld-Berufskolleg tief. Durch die Führungen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Informationen insbesondere über das Schicksal einzelner Menschen, das für sie hierdurch sehr anschaulich und bewegend wurde. „Nach dem Besuch war ich sprachlos“, äußerte ein Schüler, „aber mir wurde klar, dass jeder Mensch diesen Ort einmal angesehen haben sollte, um ein Bewusstsein dafür zu bekommen, dass solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Zukunft nicht wieder geschehen dürfen.“ Ein anderer Schüler wurde bei dem Besuch dieses authentischen Ortes vor Augen geführt, „dass man öfter überdenken sollte, wie man anderen Menschen gegenübertritt, besonders Menschen, die anders sind als man selbst.“ Ein weiterer Schüler, der mitgereist war, betonte, dass er jedem Menschen, egal welchen Alters, ein Besuch dieses Gedenkortes empfehlen würde, „um die Ausmaße und Folgen zu verstehen, die es hat, wenn Menschen hassen, ohne das dagegen etwas unternommen wird. Denn in Auschwitz wurde aus Hass die Hölle auf Erden geboren, von Menschen für Menschen erschaffen.“ Eine Schülerin wies auf ein Zitat von Benjamin Fondane, der im 1944 in Auschwitz ermordet wurde, hin. In der Gedenkstätte war zu lesen: „Remember only that I was innocent and, just like you, mortal on that day, I, too, had had a face marked by rage, by pity and joy, quite simply, a human face!” Das Zitat des rumänisch-französischen Dichters hatte sie besonders angesprochen, weil es darin um die Gleichheit aller Menschen geht.

Der Schulsozialarbeiter Michael Sauer stellte zum Abschluss der Fahrt fest: „Einzelne Schülerinnen und Schüler haben hier über ihre Eindrücke und Erfahrungen berichtet. Meine persönliche, private und auch berufliche Stellungnahme dazu ist, dass die Besuche von KZ-Gedenkstätten eine Erfahrung darstellt, die hilft, die Vergangenheit zu verstehen und die Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden, zu vermeiden. Schülerinnen und Schüler bei dem Besuch von KZ-Gedenkstätten zu begleiten und sie bei diesen Erfahrungen zu unterstützen, empfinde ich als Sohn und Enkel von Soldaten beider Weltkriege und als jemand, der das Privileg erlebt hat, persönlich mit Überlebenden des Holocaust zu sprechen, als besondere Verpflichtung. Deutschland hat damals zugelassen, dass Nachbarn rassistisch verfolgt und ermordet wurden – niemals wieder!“