Das ERASMUS+ Projekt „Healthy EU“ in Olomouc/Tschechien

Zu Gast an der Moravská Střední Škola in Olomouc: Marion Burchart und Toni-Maria Nürmberger-Ergünoglu (Lehrkräfte des Lüttfeld-Berufskollegs) die Schülerinnen Jule Kullmann, Franca Neujahr, Ann-Marie Eichhorn, Jolina Blümchen, Lisa-Marie Helweg und Julia Hüner sowie Tobias Lüttig (Erasmus+ Koordinator des Lüttfeld-Berufskollegs)

Lemgo. Wenn sich Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte aus sechs europäischen Ländern zum dritten Mal in diesem Projekt treffen, könnte es fast schon normal sein: Die beteiligten Schulen kennen sich und die Zielsetzung des ERASMUS +-Projektes, in welchem es um den Austausch von Erfahrungen zur Gesundheitsbildung von Jugendlichen in Europa geht. Und doch war es nicht so: Das „Team Deutschland“, bestehend aus den Schülerinnen Jolina Blümchen, Ann-Marie Eichhorn, Julia Hüner, Jule Kullmann, Franca Neujahr, Lisa-Marie Helweg aus den Beruflichen Gymnasien und den Lehrkräften Tobias Lüttig (Projektkoordinator), Marion Burchart (Gesundheits-wissenschaften), Toni Nürmberger-Ergünoglu (Nahrungstechnologie) machte sich diesmal am letzten Osterferientag auf dem längeren Landweg per Bahn via Berlin und Prag auf den Weg nach Olomouc (früher Olmütz). Die Schülerinnen hatten sich mit dem Thema „Healthy Food“ befasst und auf eine englische Präsentation ihrer Ergebnisse vorbereitet. Nach zehnstündiger Fahrt in bequemen Zügen durch Deutschland und Tschechien wurden sie von ihren Gasteltern empfangen.

Am Montag begann das offizielle Programm an der Schule unserer Gastgeber „MORAVSKÁ STŘEDNÍ ŠKOLA“, einer privaten Schule mit Vollzeitausbildung in den Berufsfeldern Gastronomie, Gestaltung und Wirtschaft. Während sich die Schülerinnen und Schüler aller Länderteams in einem Workshop mit der Vorbereitung eines Kochbuchs in englischer Sprache beschäftigten, besprachen die Lehrkräfte die Erfahrungen aus Spanien und Polen sowie die Projektplanung. Die nächsten Stationen werden im November 2018 Italien (Bitonto), im Januar 2019 Finnland (Suonenjoki) und zum Abschluss im Frühling 2019 in Lemgo sein. Bei strahlendem Sonnenschein wanderte daraufhin die Gruppe fröhlich im europäischen Sprachenmix plaudernd zum Stadtzentrum, interessiert beobachtet von der Bevölkerung.

Dort begann unsere dreisprachige (englisch, tschechisch, deutsch) Stadtführung durch einen engagierten Lehramtsstudenten, der es mit Energie, Präsenz und natürlicher Autorität schaffte, in seiner internationalen Gruppe Aufmerksamkeit über den dreistündigen Stadtrundgang zu erhalten. Höhepunkt war sicher im wahrsten Sinne des Wortes der Aufstieg zum 75 Meter hohen Turm des Rathauses aus dem Jahr 1607 mit einem herrlichen Ausblick auf die restaurierte Innenstadt und die Dreifaltigkeitssäule (UNESCO-Weltkulturerbe) aus dem Jahr 1764. Der Abend schloss mit dem Besuch eines Biergartens, wo unsere Schülerinnen zwar nicht das berühmte tschechische Bier, aber „Kofola“ probieren konnten: Kofola wurde in den siebziger Jahren zu einem Gegenpol zum „kapitalistischen“ Getränk Coca-Cola. Eine andere Spezialität aus Olomouc, der „Olmützer Quargel“, entpuppte sich als pikant angemachter Käse nach Art eines Harzer Rollers.

Am Dienstag standen die Themen Gesundheit, Ernährung und Bewegung im Mittelpunkt. Eine Kollegin aus Tschechien hielt eine englischsprachige Vorlesung über Merkmale gesunden Lebens. Dies war eine Gelegenheit für alle Schüler, ihren englischen Fachwortschatz zumindest passiv anzuwenden. Anschließend produzierten die Schülerinnen und Schüler in den beiden Gastronomieküchen der „MORAVSKÁ STŘEDNÍ ŠKOLA“ unter Anleitung deftige Gerichte aus der tschechischen Küche: Gulaschsuppe, Linseneintopf mit Rauchfleisch, Paprika-Palatschinken, Obst-Sahne-Dessert. Für manche der Teilnehmer war dies vermutlich bereits eine größere Herausforderung, denn die beiden Fachpraxislehrerinnen schienen anschließend sichtlich erschöpft zu sein. Gestärkt wanderte die Truppe wieder weit hinaus zum nächsten Treffpunkt an einem Seitenarm des Flusses March. Von hier aus konnten sich die Teams in 6er-Gruppen auf aufblasbaren Booten unter Begleitung eines erfahrenen „Rafters“ der Altstadt aus ungewohnter Perspektive paddelnd nähern. Unterhalb der imposanten Mauern der Altstadt endete der sportliche Teil des Tages.

Am Mittwochmorgen stand ein gemeinsamer Besuch in Prag per Bahn auf dem Programm. Vom Wenzelsplatz aus starteten wieder zwei Gruppen mit englischsprachiger Führung zum Rundgang durch die von Touristen schier überquellende Altstadt. Kein Wunder, dass am frühen Nachmittag einige Schülerinnen und Schüler nach dem kulturellen Input und den Eindrücken der goldenen Stadt Zeit für gemütliches Bummeln benötigten. Der Donnerstag stand den Gruppen zur freien Verfügung. Das Team Lemgo hatte sich entschlossen, gemeinsam die Stadt Brno (früher Brünn) zu besuchen. Das war eine gute Entscheidung, denn hier empfing uns nach einer etwa einstündigen Fahrt im komfortablen Überlandbus eine gepflegte, freundliche Stadt mit hübschen Plätzen, historischen Gebäuden (z.B. dem Theater, der Villa Tugendhat, dem Mendel-Kolleg, St. Petrus auf dem Berg, St. Jakobus) und einem lebhaften Alltagsbetrieb. Bei strahlendem Sonnenschein trafen wir uns zu einem Mittagsimbiss mit Urlaubsflair. Am Freitag war das schöne Wetter vorbei: Škoda = Schade! Die Planung des Sporttages mit Wettkämpfen im Freien fiel dadurch tatsächlich ins Wasser. Alternativ präsentierten die Schüler-Teams in der schuleigenen Gymnastikhalle kleine ad hoc Scharaden, d.h. Spiele mit pantomimischen Darstellungen. Sportlich wurde der Tag dann doch, denn die gesamte Gruppe begab sich auf den langen Marsch zu einem Bowling-Center. Tobias Lüttig entpuppte sich als Meister im Bowling vor seinem Kollegen aus Finnland.

Zum Abschluss trafen sich die Lehrkräfte in einer typischen Kellergaststätte, die Schülerinnen und Schüler verbrachten den Abend in den Gastfamilien. Die Rückfahrt war gekennzeichnet von einer sportlichen Sprinteinlage von einem verspäteten zum nächsten glücklicherweise auch verspäteten Zug in Prag. Der Austausch verlief in vielen Punkten organisatorisch anders als erwartet. Das Ziel der Reise aber wurde bei unseren Schülerinnen erreicht. Sie haben ihre Englisch-kenntnisse sowie ihre Einstellung zu gesunder Ernährung und Gesundheitsförderung vertieft und ein hohes Maß an Sozialkompetenz gezeigt.