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„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ – Ein Gruppe des Lüttfeld-Berufskollegs besuchte die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Lemgo. Im Rahmen einer Bildungsfahrt reiste eine Schülergruppe aus verschiedenen Bildungsgängen des Lüttfeld-Berufskollegs zusammen mit dem Schulsozialarbeiter Michael Sauer und den Lehrkräften Christian Krome, Hannes Mehner und Michaela Stock nach Polen, um die Städte Breslau und Krakau und insbesondere die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Ziel der Fahrt war es, sich intensiv mit der Geschichte der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Polen auseinanderzusetzen. Während der Führung in Oświęcim erhielten die Teilnehmenden eindrückliche Einblicke in die ehemaligen Lagergebäude, Gaskammern und wurde durch eine komplexe Ausstellung begleitet. Besonders bewegend war das Gedenken an die Millionen Opfer, deren persönliche Geschichten durch Fotos, Dokumente und Gegenstände sichtbar gemacht wurden. Die Exkursionsgruppe kehrte mit vielen Eindrücken aus Polen zurück – betroffen, nachdenklich aber auch dankbar für die Möglichkeit, Geschichte an einem so wichtigen Ort direkt erfahren zu haben.

Die Schülerin Fenja Kloß berichtete über ihre persönlichen Eindrücke: „Schon auf der Fahrt zur Gedenkstäte KZ Auschwitz I konnte ich spüren, wie sich nicht nur meine eigene Stimmung, sondern auch die Atmosphäre in unserer Gruppe deutlich veränderte. Wir waren alle in Gedanken versunken und bereiteten uns auf die nächsten Stunden vor. Als wir schließlich in der Gedenkstätte ankamen, begann unser Rundgang durch einen langen Tunnel, in dem über Lautsprecher die Namen der Opfer verlesen wurden. Bereits dort herrschte eine bedrückende Atmosphäre und man konnte das Leid der Menschen förmlich spüren. Unser Guide zeigte uns anschießend einen kurzen Film, der uns auf die folgenden Eindrücke vorbereitete. Danach begann die eigentliche Führung. Unser Guide hatte sich sehr intensiv mit den Geschehnissen zur Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt und brachte uns das Thema mit großer Ernsthaftigkeit näher. Besonders eindringlich war für mich der Besuch im KZ Auschwitz I, wo zahlreiche Ausstellungsstücke gezeigt wurden, darunter auch Fotos der Selektionen, auf denen man Männer, Frauen und Kinder erkennen konnte, die unmittelbar nach ihrer Ankunft ausgewählt wurden. Ich nahm die Angst in ihren Gesichtern wahr und auch ihre Unsicherheit. Ich versuchte mich in ihre Lage zu versetzen, wodurch ich unendlich viel Mitleid und Trauer spürte.

Unser Guide führte uns durch verschiedene Gebäude und Räume. Sofort fiel auf, unter welch grausamen Bedingungen die Menschen dort leben mussten: Sie hatten keine richtigen Betten, sondern mussten wie Tiere auf dem Boden und auf Stroh schlafen. Ich konnte mir kaum vorstellen, wie die Nationalsozialisten andere Menschen so schrecklich behandelten und sie so sehr entmenschlichten. Einige Exponate der Ausstellung berührten mich besonders stark – etwa die große Ansammlung von Schuhen der Opfer. An einem langen Flur waren an beiden Seiten Schuhe meterhoch übereinandergestapelt. Der Gedanke, dass alle diese Schuhe einst Menschen gehörten, denen das Leben genommen worden war, machte mich sprachlos. Die schiere Menge – mehr als eine Millionen Menschen wurden in Auschwitz ermordet – wurde hier auf bedrückende Weise sichtbar.

In einem weiteren Flur hingen an den Wänden zahllose Fotos von Opfern, die von den Nationalsozialisten zu Dokumentationszwecken erstellt worden waren. Man blickte in Gesichter von Menschen mit geschorenen Haaren, man blickte in Augen voller Angst und musste an die Tage denken, die sie in Auschwitz verbracht hatten, bevor sie irgendwo anders hin transportiert oder ermordet wurden. Die Menschen hatten alle einen ähnlichen Gesichtsausdruck: voller Angst, voller Ungewissheit, was mit ihnen passieren wird, voller Erschöpfung, und auch mit der Ahnung, dass sie an diesem Ort wohl nicht überleben werden. Am Ende der Ausstellung gab es ein dickes und großes Buch, in dem unzählige Namen von Opfern verzeichnet sind. Wir beobachteten eine Gruppe von Angehörigen, die dort gezielt nach den Namen ihrer Verwandten suchte. Die Trauer, die in diesem Moment sichtbar wurde, hat mich tief bewegt. Am Ende unseres Rundgangs hatten wir die Möglichkeit, eine Gaskammer in KZ Auschwitz I zu betreten. Man konnte an den Wänden Nagelspuren sehen, die von den Opfern stammten, die vergeblich versucht hatten, zu entkommen und ihr Leben zu retten. Als wir uns in dem Raum aufhielten, herrschte absolute Stille. Einige Besucher weinten. Wir konnten uns vorstellen, wie hilflos und panisch die Menschen gewesen sein müssen, als sie realisierten, dass sie in kurzer Zeit sterben würden.

Auch nach der Führung waren wir alle noch in Gedanken versunken und versuchten das Erlebte zu verarbeiten. Am Tag darauf besuchten wir die Gedenkstätte KZ Auschwitz-Birkenau. Uns war zwar bewusst, dass dieses Lager noch größer sein würde, doch die tatsächliche Dimension übertraf alle Vorstellungen. Hunderte von Baracken, die wir auch von innen besichtigen konnten, verdeutlichten die unmenschlichen Bedingungen. Auch hier war offensichtlich, wie die Menschen von den Nationalsozialisten behandelt worden waren und in welcher existentiellen Not sie leben mussten. Viele Orte waren noch im Originalzustand erhalten geblieben – das machte die Verbrechen der Nationalsozialisten noch greifbarer. Besonders bedrückend war der Anblick der Gaskammern, von denen allerdings nur noch Teile erhalten sind.

Rückblickend möchte ich sagen, dass die Besuche in den Gedenkstätten des Konzentrationslagers Auschwitz sehr eindrucksvoll und lehrreich waren. Sie gaben mir die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln. Obwohl ich im Unterricht schon einiges über den Holocaust gehört hatte, war es etwas völlig anderes, die Orte mit eigenen Augen zu sehen. Ich empfinde großes Mitgefühl mit den Opfern. In den Gesprächen, die wir nach den Besuchen der Gedenkstätten in der Gruppe führten, wurde uns allen deutlich, dass wir aus der Vergangenheit lernen müssen. Besonders im Hinblick auf die heutige politische Situation weltweit haben wir erkannt, dass Fehler, wie sie in der Vergangenheit gemacht wurden, niemals wiederholen werden dürfen!“