Wie alles anfing: "Klassenfahrt endete mit Quarantäne"!

Lemgo. Ein Bericht der Lippischen Landeszeitung erinnert an den Beginn der Corona-Pandemie in Lippe im März 2020 und nimmt hierbei auch Bezug auf eine ereignisreiche Klassenfahrt, die in dieser Zeit von Schülerinnen und Schülern des Lüttfeld-Berufskollegs in Begleitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer ins Skigebiet nach Südtirol unternommen wurde. Die Klassenfahrt endete für alle Beteiligten mit einer Quarantäne!

In dem Artikel der Lippischen Landeszeitung heißt es: „Im März 2020 hielt die Pandemie in Lippe Einzug. 53 Jugendliche kamen mit ihren Lehrern aus der Region um Meransen zurück – und mussten am Hangar in Detmold zum Abstrich vorfahren. Am Lüttfeld-Berufskolleg lief das Telefon heiß. Eine völlig vermummte Gestalt nimmt einen Packen Papier entgegen, die Szene gleicht dem Film „Outbreak“, nur dass der Virusausbruch diesmal sehr real und nah ist. Am Hangar in Detmold ist die Klasse des Lüttfeld-Berufskollegs vor gut zwei Jahren angekommen. Und nach der Klassenfahrt ging es gleich in die Quarantäne. Tobias Lüttig hat die Formulare vor zwei Jahren aus dem Bus gereicht, die Fahrt ist ihm und seinem Kollegen Christian Rohe nachhaltig in Erinnerung geblieben. Aber in sehr guter, auch wenn die Umstände etwas anderes vermuten lassen. Zu dem Zeitpunkt im März war das Coronavirus noch ganz am Anfang, die Meldungen über die ersten Infektionen lösten viele Ängste aus. Der Kreis Lippe richtete am Hangar ein Zentrum ein, damit Infizierte nicht etwa in den Hausarztpraxen vorstellig werden.

Vieles war unsicher. Die Bezirksregierung hatte der Schulleitung im Vorfeld freigestellt, die Fahrt in Rücksprache mit den Betroffenen abzusagen, im Fall der Venedig-Fahrt war das auch geschehen. „Als wir gefahren sind, war Südtirol noch kein Risikogebiet. Wir haben das mit den Eltern kommuniziert, denn hätten wir da abgesagt, hätten wir nichts erstattet bekommen“, sagt Lüttig. Klassenfahrten seien auch keine freiwilligen Veranstaltungen, sondern Pflicht. Allerdings habe man in dem Fall davon Abstand genommen, eine Lehrerin und einige wenige Schüler entschieden sich gegen die Fahrt. „Wir fühlten uns auch sicher, weil wir im Hotel weitgehend für uns waren und auf der Piste auch“, erklärt Rohe.

53 Schüler und ihre Lehrer verbrachten sportliche Tage in der Region um Meransen, in der Gegend, in der auch die erste infizierte Lipperin Skiurlaub gemacht hatte. Und während die Lipperinnen und Lipper die Pisten unsicher machten, drehte sich Zuhause alles. Am Donnerstag hatte der Kreis Lippe einen Test noch nicht für notwendig gehalten, weil das Robert-Koch-Institut (RKI) Südtirol noch nicht zur Risikoregion erklärt hatte. Dann legte das RKI den Schalter um. Die Schule informierte die Eltern, dass die Ankunft anders ablaufen wird. „Das Telefon stand nicht mehr still. Und es riefen auch Eltern an, die gar nicht direkt betroffen waren. Sie hatten Sorge, dass das Virus eingeschleppt wird und sich an der Schule verbreitet“, sagt der Leiter des Lüttfeld Berufskollegs, Manfred Kreisel. Er hatte allerdings nicht nur die Anrufe zu managen, er schickte auch die Formulare per PDF an die Gruppe, Lüttig bat bei einem Tankstellen-Stop darum, dass er sie ausdrucken durfte. „Wir haben natürlich alle Tankstelleneinkäufe bei den Pausen unterbunden, es war nicht so einfach. Die Stimmung war trotzdem gut, es war schon aufregend“, sagt er im Rückblick. Im Bus wurde dann alles ausgefüllt, was bei der Ankunft im Hangar abgegeben werden musste. Es ging um Symptome, um gesundheitliche Auffälligkeiten.

Dort warteten die Eltern auf ihre Kinder in einem separaten Bereich, sie waren darauf vorbereitet worden, dass sie schnurstracks nach Hause fahren und in Quarantäne mussten. Abstriche wurden genommen. „Kein einziger war positiv, deshalb dachten wir, dass wir nur kurz, drei Tage, wie es auch angekündigt war, in Quarantäne müssen. Aber das war ein Irrtum“, sagt Lüttig. Es wurden zwei Wochen daraus.„Wenn man sich das heute überlegt, ist das ja verrückt, aber zu dem Zeitpunkt war die Unsicherheit groß.“ Und so richtig große Freude löste die schulfreie Zeit nicht aus. „Zwei Wochen in der Isolation, das ist für Jugendliche kein Vergnügen.“Schaue man sich heute die Inzidenzen an, sei die Aufregung schwerlich nachvollziehbar. Die Pandemie gehöre mittlerweile zum Alltag, man sei bei den Risikoeinschätzungen sehr viel weiter, es gebe Impfungen, die Hygieneregeln seien eingespielt. Und Klassenfahrten? Die stehen wieder auf dem Plan, 2023 auch wieder eine Fahrt ins Skigebiet, außerdem auch Norderney, wo man „hervorragend Windsurfen lernen kann“. „Die Jugendlichen profitieren zusätzlich davon, weil sie sich besonders einbringen. Sie schneiden Filme, machen besondere Dokumentationen im Anschluss. Die gemeinsame Zeit ist ein Gewinn“, sagen beide Berufsschullehrer.“ (zitiert nach: Astrid Sewing, Klassenfahrt endete mit Quarantäne, in: Lippische Landeszeitung, 17.3.2022, S. 11)