Schule ohne Rassismus – Fatma Bläser ist neue Schulpatin am Lüttfeld-Berufskolleg

Lemgo. Seit nunmehr 10 Jahren trägt das Lüttfeld-Berufskolleg den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage.“ (SOR / SMC) Nachdem die Schulpaten bzw. Patin der ersten Jahre aus Altersgründen oder aufgrund beruflicher Veränderungen nur noch schwer zu Terminen in der Schule eingeladen werden konnten, ist es uns jetzt gelungen, Fatma Bläser vom Kölner Projekt HennaMond als neue Schulpatin zu gewinnen. Fatma Bläser war schon einige Male als Referentin zu Workshops und Bildungsveranstaltungen in Lemgo, zuletzt im März 2017 zum Thema „die Rollen der Männer und Frauen – von Gleichstellung bis Zwangsheirat.“

Fatma Bläser ist Frauenrechtlerin, Buchautorin, freie Publizistin und Bildungsberaterin. Am 09.03.2018 wurde ihr von der für SOR/SMC beauftragten SV-Verbindungslehrerin Yvonne Budde im Rahmen einer Feierstunde mit Schülern aus verschiedenen Bildungsgängen die Ernennungsurkunde als neue Schulpatin überreicht. Yvonne Budde hatte die Veranstaltung als Hauptverantwortliche geplant und organisiert, Fatma Bläser und die anwesenden Schülerinnen und Schüler wurden herzlich begrüßt durch die Schulleitung des LBKs von Ines Fleck und durch das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Lippe von Iris Pleitner.

Die Vortragenden waren sich darin einig, dass Fatma Bläser mit den Inhalten ihrer Arbeit, für die sie mit ihrer Persönlichkeit und vor allem ihrer persönlichen Geschichte steht, einen wesentlichen Beitrag zur inhaltlichen Arbeit des Projekts „Schule ohne Rassismus / Schule mit Courage“ leistet. Deutlich wurde dies unter anderem in der Art, wie es ihr in dem anschließenden Workshop gelang, die anwesenden Schüler in die Diskussion einzubinden.

Einigkeit bestand bei den Vortragenden ebenso darin, dass das Projekt SOR/SMC nur in dem Maße sinnvoll und wirksam ist, wie es von ihren Hauptadressaten, den Schülerinnen und Schülern, getragen und mit Inhalten gefüllt wird. Dementsprechend sei im Folgenden aus der mit viel Beifall bedachten Rede der ehemaligen Schulsprecherin Dilan Kalasch zitiert:

„ (…) Schulpatin und Schulpaten vor unserem Ehrengast Fatma Bläser waren: Gudrun Pausewang (Schriftstellerin) Helmut Heinze (Zeitzeuge und Opfer des deutschen Faschismus) und Frank Gockel (Flüchtlingsbeauftragter). Ihr Wirken sei hier noch einmal besonders hervorgehoben.

Ich hatte die Möglichkeit, unsere neue Patin nach Paris zu begleiten. Diese Fahrt war für mich sehr prägend, denn ich konnte erfahren und erleben, wie mit Diskriminierung umgegangen wird und wie Fatma Bläser mit ihrem tollen Team gegen Diskriminierung aller Art und jeglicher Form ankämpft. Dass sie heute hier ist, ist eine präventive Maßnahme, um für junge Leute, wie wir es sind, eine andere Perspektive davon zu schaffen, inwieweit Diskriminierung auch in Deutschland existiert und sich zeigt. Sonja Fatma hat und wird von ihrer Arbeit berichten und uns von ihren Projekten erzählen, mit denen sie Betroffenen hilft. Die Frage, die wir uns stellen sollten, ist: Wie können wir unser Wissen, unsere Vernunft und unsere Empathie - unsere Fähigkeit uns in andere hineinzuversetzen - nutzen, um unsere Schule und damit unsere direkte Umgebung zu einem besseren Ort zu machen?

Den Titel SOR haben wir bereits. Zu Erinnerung: Jeder von Euch hat unterschrieben, dass sie/er 1. Bereitschaft zeigt zur Entwicklung für nachhaltige und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen, um Mobbing, Rassismus und Sexismus entgegenzuwirken. 2. Solltest du mitbekommen, dass jemand diskriminiert wird und du schaust dabei zu – wo bleibt Deine Courage? Wer schweigt, stimmt zu! 3. Um den Titel zu verteidigen, ist es Aufgabe der SchülerInnen mindestens einmal im Jahr ein Projekt durchzuführen, das rassistischen Tendenzen aller Art entgegenwirkt.

Im letzten Jahr haben wir solch ein Projekt ins Leben gerufen: Das Patenschaftsprojekt, das Schüler aus Regelklassen mit Schülern aus den Internationalen Klassen zusammengeführt hat. Sie haben sich gegenseitig mit ihrer Persönlichkeit bereichert.          Niemand darf aufgrund seiner Herkunft, Haut- oder Haarfarbe, Sprache, Behinderung, sexuellen Orientierung oder wegen seines Geschlechtes in seiner persönlichen Entfaltung gehindert werden!

Ziel jeder Schule sollte in erster Linie sein, dass jeder Mensch hier, gleich ob Schüler, Lehrkraft oder Reinigungskraft, sich wohlfühlen kann, denn nur dann kann eine solche Institution überhaupt produktiv funktionieren. Die Schule ist der Ort, an dem wir Bildung erhalten und nur Bildung kann der Schlüssel für Menschen sein, um zu erkennen, was Diskriminierung bedeutet, sich kritisch mit Zuständen auseinanderzusetzen, zu reflektieren und zwischen Gut und Schlecht unterscheiden zu können. Es fängt schon dabei an, dass in einer Gruppenarbeit ein Einziger alles erarbeitet und die Anderen ihm gegenüber nicht einmal ein schlechtes Gewissen verspüren – bis hin zu andauernden Mobbing, nur weil jemand vielleicht irgendwie anders scheint.

Der erste Schritt um dem bei sich selbst entgegenzuwirken ist, den Schalter im Kopf umzulegen: Eine Frage der Einstellung, die von innen kommen muss, um unsere Gesellschaft zu einem aufgeschlosseneren und freundlicheren Ort verändern zu können.

Deshalb danken wir einer Frau wie Fatma, die dies tagtäglich tut und vor allem dabei die Hoffnung nicht aufgibt, dass diese Gesellschaft zu solch einem Ort werden könnte! Wir alle sollten den Mut haben, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen“.

Fatma Bläser bedankte sich sehr herzlich für die Einführung in ihre Rolle als Schulpatin – sie fühle sich schon fast in Lemgo zu Hause und empfinde ihre Ernennung als eine Ehre. Den damit verbundenen Aufgaben werde sie sehr gerne nachkommen.