Eine Exkursion von Schülerinnen und Schülern des Lüttfeld-Berufskollegs zur „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945“ im Kreis Paderborn

Lernen aus der Geschichte! Eine Exkursion von Schülerinnen und Schüler des Lüttfeld-Berufskollegs zur „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933 – 1945“ im Kreis Paderborn.

Lemgo. Eine Gruppe vom Lüttfeld-Berufskolleg unternahm eine Exkursion nach Büren im Kreis Paderborn, um auf der Wewelsburg Näheres über die Geschichte des Nationalsozialismus zu erfahren. An der Fahrt waren neben den Lehrkräften Patrick Kamps und Michaela Stock sowie dem Schulsozialarbeiter Michael Sauer auch Schülerinnen und Schüler einer internationalen Förderklasse des Lüttfeld-Berufskolleg beteiligt, zudem eine Gruppe unserer Schule, die im kommenden Herbst eine Studienfahrt nach Polen unternehmen wird, um die Gedenkstätte „Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager“ zu besichtigen. Die Fahrt zur Wewelsburg diente dazu, sich ausführlich mit der einzigartigen „Kult- und Terrorstätte der SS“ in der Region zu beschäftigen. Die „Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg 1933-1945“ informiert umfassend sowohl über die lokalen Tätigkeiten der Schutzstaffel (SS) in Wewelsburg als auch über die allgemeine Geschichte der Schutzstaffel der NSDAP. Zugleich wird hier der Opfer der SS-Gewalt gedacht.

Zu der Exkursion gehörte vor Ort die Beschäftigung mit einem Einführungsfilm, der Besuch einer Dauerausstellung mit dem Titel „Ideologie und Terror der SS“ im ehemaligen SS-Wachgebäude am Burgvorplatz sowie eine Führung, bei der die Räumlichkeiten der Burg besichtigt und auch das Außengelände näher erkundet wurde. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, dass die Wewelsburg Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet wurde und während der Zeit des Nationalsozialismus durch schwere Baumaßnahmen zu einer SS-Burg umgestaltet wurde. Heinrich Himmler, Reichsführer SS und einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust, plante für die Wewelsburg zunächst eine Schulungsstätte für SS-Führer im Geiste einer „nationalsozialistischen Ritterordensburg“. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges waren neue Pläne darauf ausgerichtet, die Burg als einen Versammlungsort für SS-Gruppenführer (Generäle) und als ein Ort für besondere Anlässe für die SS umzugestalten. Die geplanten und nie verwirklichten Ausmaße der Anlage sollten gigantisch sein, hierzu gehörten, dass das Dorf Wewelsburg abgerissen und die deutschen Bewohner vertrieben werden sollten. Die Bauarbeiten wurden von Häftlingen aus Konzentrationslagern durchgeführt.

Ein Schüler, der an der Exkursion teilnahm, berichtet: „Die ersten baulichen Maßnahmen, die Himmler in Auftrag gab, waren, den Putz von der Mauer der Burg abzuschlagen und einen Burggraben anzulegen, damit der Burgcharakter der Anlage betont wurde. Zudem plante Himmler, den Nordturm der Burg in drei Ebenen einzuteilen. Die ersten Pläne für dieses Vorhaben lieferte 1939 der SS-Architekt Hermann Bartels. Im Kellergeschoss plante Bartels, einen „Weiheraum“ für verstorbenen SS-Führer einzurichten. Die Inspiration für die Bauweise des „Weiheraumes“, der heute als „Gruft“ bekannt ist, gewann Bartels durch mykenische Kuppelgräber. Im Erdgeschoss der Burg wurde eine „Säulenhalle“ für die SS-Obergruppenführer errichtet. In der „Säulenhalle“ lassen sich auch heute noch germanische Runen und Symbole erkennen. Das bekannteste Symbol ist die „schwarze Sonne“, welche in der Mitte des Raumes im Boden eingelassen ist. Dieses Symbol ist bis heute in der Naziszene wichtig, für Neonazis ist die Wewelsburg eine Pilgerstätte – die Mitarbeiter des Museums tun alles, um diese Art Besuche zu erschweren. Im Obergeschoss sollte ein Versammlungssaal entstehen, der aber nicht fertig wurde. Auch wenn die Wewelsburg für die meisten Menschen in der heutigen Zeit keine besondere Bedeutung mehr hat, so ist sie doch eine bedeutende und wichtige Gedenkstätte. Die Bedeutung wird durch Kunstwerke verdeutlicht, die sich in der Burg und in der Umgebung des Bauwerks befinden. Eines der Kunstwerke am Burggraben besteht aus einer Ansammlung von bunten Dreiecken, welche auf Metallstangen befestigt sind. Die Dreiecke erinnern an die unterschiedlichen farbigen „Winkel“, die die KZ-Häftlinge auf ihrer Kleidung als Kennzeichnung tragen mussten. Das Kunstwerk, das an die Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern erinnert, ist zugleich eine Mahnung für die Gegenwart.“

Während der Exkursion besichtigte die Gruppe auch den Ort nahe der Wewelsburg, wo sich das Konzentrationslager Niederhagen befand. Dieses Lager entstand 1941 aus dem Außenlager Wewelsburg, einem Nebenlager des KZ Sachsenhausen. Das Konzentrationslager hatte rund 3900 Häftlinge. Nachgewiesen ist der Tod von 1285 Häftlingen, die an Hunger, Kälte, Krankheiten und an den Folgen von Misshandlungen starben. „Von dem Lager ist heute nur noch wenig erhalten“, berichtet eine Schülerin, die ebenfalls an der Exkursion teilnahm. „An dem ehemaligen Appellplatz ist ein Mahnmal in der Form eines Dreiecks angebracht worden, welches mehrere kleine Dreiecke beinhaltet. Auch dieses Mahnmal erinnert an die dreieckigen Zeichen, die von den KZ-Häftlingen auf ihrer Kleidung angebracht werden mussten. Mit diesem Mahnmal wird der Ort des Konzentrationslagers markiert und zugleich an die Menschen erinnert, die hier von den Nationalsozialisten ermordet wurden.“ Dass auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ein Wohngebiet entstanden ist, sorgte bei den Schülerinnen und Schülern für Irritationen, aber auch für ein Bewusstsein für einen sensiblen Umgang mit der Geschichte der NS-Zeit.

Die Exkursion zur Wewelsburg war sehr eindrucksvoll. Dies war die einhellige Meinung aller Schülerinnen und Schüler, die an der Fahrt teilnahmen. An diesem Gedenkort wurde der Gruppe vom Lüttfeld-Berufskolleg die Ideologie des Nationalsozialismus ganz konkret vor Augen geführt, insbesondere der Rassismus, der zum Holocaust und zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit führte. Der Besuch der Wewelsburg sollte keine Pflichtveranstaltung werden, darin war sich die Gruppe einig, aber jeder, der in Deutschland lebt, sollte die Möglichkeit erhalten, sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen zu können. Hierfür war auch der gemeinsame Gedankenaustausch nach dem Besuch der „Erinnerungs- und Gedenkstätte“ wichtig, durch den sich das Gesehene besser reflektieren und verarbeiten ließ.