Die große Fahrt in die Zukunft – Zur Verabschiedung des Oberstudiendirektors Manfred Kreisel als Schulleiter des Lüttfeld-Berufskollegs des Kreises Lippe in Lemgo

Manfred Kreisel, Schulleiter des Lüttfeld-Berufskollegs des Kreises Lippe in Lemgo, geht zum Ende des Schuljahres im Sommer 2022 in den Ruhestand. Seit insgesamt 27 Jahren lenkt der Schulleiter die Geschicke des Lüttfeld-Berufskollegs und leitet die Schule mit führender Hand, menschlich und fürsorglich, mit großer Umsicht und großem Verantwortungsbewusstsein. Darüber hinaus gestaltet er mit seinen Ideen und mit seiner Tatkraft die Schulentwicklung im Kreis Lippe maßgebend mit. Immer wieder stellt sich Manfred Kreisel den Herausforderungen der Zeit und entwickelt Perspektiven für die Zukunft der Bildung. Sein Bestreben lautet, junge Menschen „fit für die Zukunft“ zu machen, wie er in vielen Ansprachen und Reden betont. Das Interesse von Manfred Kreisel gilt der Optimierung von Lehr- und Lernprozessen, dem Qualitätsmanagement, der Einrichtung neuer Bildungsgänge, der Planung und Realisierung von baulichen Maßnahmen, der Anschaffung von Geräten und Maschinen, dem Aufbau von Instituten und Produktionsstätten sowie der Verzahnung von Schule und Hochschule, dem Networking, wofür die große Anzahl seiner Mitgliedschaften in Arbeitskreisen und Ausschüssen, in Stiftungen und Vereinen und vieles mehr zeugen.

Während mancher Zeugnisübergaben gibt Manfred Kreisel den jungen Menschen den Tipp mit auf den Weg, die Kolossalstatue zur Erinnerung an den Cheruskerfürsten Arminius in Detmold zu besuchen, den Blick in die Weite der lippischen Landschaft zu richten und sich folgende Frage zu stellen: „Wo sehe ich mich in zehn Jahren?“ Mit diesem Tipp will der Schulleiter die junge Generation dazu anregen, in die Zukunft zu denken, sich langfristige Ziele zu setzen und auch Pläne für die Realisierung der Ziele zu erstellen. Und auch das Amt des Schulleiters nimmt Manfred Kreisel auf diese Weise war: Die vielfältigen Anforderungen im Schulalltag meistert er mit Zukunftsvision vor Augen. Dies gilt nicht zuletzt auch für die großen Herausforderungen, denen sich das Lüttfeld-Berufskolleg seit der Jahrtausendwende stellen muss, Herausforderungen, die sich stichwortartig mit den Begriffen Bildung, Demokratie, Digitalisierung, Globalisierung, Klimawandel, Migration umreißen lassen. Weitere Begriffe ließen sich anführen. Diese großen Themen sind in jedem Klassenraum der Schule auf vielfältige Weise präsent. Das Lüttfeld-Berufskolleg ist nicht nur eine „echte Gesamtschule“, wie der Schulleiter gerne betont, sondern sie hat sich in den letzten Jahrzehnten auch mehr und mehr zu einer internationalen Schule entwickelt - nicht nur wegen der Flüchtlingsklassen, die der Schulleiter schnell und unbürokratisch einrichten lässt, gerade erst für Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine, die vor dem russischen Angriffskrieg fliehen müssen.

Manfred Kreisel übernahm die Tätigkeit des  Schulleiters am Lüttfeld-Berufskolleg im Jahr 1995 im Alter von 39 Jahren. Zuvor hatte er von 1977 bis 1982 an der Universität in Paderborn Maschinenbau und Katholische Religionslehre studiert. Sein Referendariat absolvierte er am Reckenberg-Berufskolleg in Wiedenbrück. Beamter auf Probe war er von 1985 bis 1987 am Richard von Weizäcker-Berufskolleg in Paderborn. Von 1987 bis 1995 nahm er eine Lehrtätigkeit am Carl-Severing-Berufskolleg für Metall- und Elektroberufe in Bielefeld auf. Seit 1992 war er zudem als Fachberater bei der Bezirksregierung Detmold in der Geschäftsstelle für Modellversuche tätig, wo er sich beispielsweise für die rechnergestützte Aus- und Weiterbildung sowie für die Optimierung von Lehr- und Lernprozessen einsetzte. 1993 erfolgte die Beförderung zum Oberstudienrat, 1994 die Beförderung zum Studiendirektor und bereits ein Jahr später die Ernennung zum Schulleiter der „Gewerblich-technischen, hauswirtschaftlichen und sozialpädagogischen Schule des Kreises Lippe in Lemgo“ als Nachfolger von Fritz Melchior. Seit 1998 trägt diese Schule den Namen „Lüttfeld-Berufskolleg“, woran Manfred Kreisel keinen geringen Anteil hat. Seit 2002 befindet sich zudem nahe der Schule eine Zielpunkt-Bahnhaltestelle mit dem wohlklingenden Namen „Lemgo-Lüttfeld“ und sorgt dafür, dass das „Lüttfeld“ durch Bahnfahrpläne, Bahnhofdurchsagen und Anzeigetafeln an vielen Gleisen und Haltestellen auch überregional bekannt wird.

In den letzten 27 Jahren ist am Lüttfeld-Berufskolleg des Kreises Lippe in Lemgo sehr viel passiert und Manfred Kreisel hat mit seiner Energie und seinem Engagement sehr viel bewegt. Es würde sicherlich viel zu weit führen, die Tatkraft von Manfred Kreisel als Baumeister, Impulsgeber und Netzwerker durch eine lange Liste anschaulich zu machen und auch die Dynamik am Lüttfeld-Berufskolleg, die vielen Aktionen, Aktivitäten, Anschaffungen, Förderungen und Optimierungen, Maßnahmen und Projekte der vergangenen Jahrzehnte in der ganzen Bandbreite zu würdigen. Zu den Meilensteinen gehören sicherlich: Der Bau des Kunststoffinstituts, die Gründung des Innovation Campus, der Bau der Lernfabrik 4.0 und des Berufsförderzentrums. Weiteres ist auf den Weg gebracht. Manfred Kreisel hat mit diesen Aktivitäten das Lüttfeld-Berufskolleg „fit für die Zukunft“ gemacht, jetzt liegt es an allen Menschen, die in dieser Institution tätig sind, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und Ziele für die Zukunft zu setzen. Zur Verabschiedung des Oberstudiendirektors Manfred Kreisel als Schulleiter des Lüttfeld-Berufskollegs gab es eine Feier, bei der zahlreiche Repräsentanten lippischer Institutionen und Unternehmen anwesend waren. Danach beginnt für Manfred Kreisel ein neuer Lebensabschnitt, den der Familienmensch sicherlich in vollen Zügen genießen wird. Und auch das Wohnmobil ist schon startklar, mit dem das Ehepaar Kreisel Richtung Zukunft aufbrechen wird! Wir wünschen für den neuen Lebensabschnitt „Alles Gute“ und für die großen, spannenden Entdeckungsfahrten „Gute Reise“!

Die Lippische Landeszeitung berichtet: „Ein großer Pappschlüssel liegt auf dem Schrank, er ist das Symbol für ein ganz neues Konzept. „Das ist einmalig, es werden Delegationen anreisen, um sich das anzuschauen. Das ist gelebte Inklusion.“ Das Lob kommt aus berufenem Mund: Der Leiter des Berufskollegs, Manfred Kreisel, hat die Entwicklung der Bildungslandschaft 40 Jahre lang begleitet. Er geht in den Ruhestand oder besser gesagt: „Ich begebe mich in die Hände meiner Heimaufsicht“, sagt er lachend. Nach 27 Jahren im Kreis Lippe ist es ein Abschied mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Kreisel freut sich darauf, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. „Meine Frau hat mir in all den Jahren den Rücken freigehalten, dafür bin ich ihr unendlich dankbar.“ Damit hatte Kreisel den Freiraum, sich beruflich zu verwirklichen – und für seine ganz eigene Philosophie. „Jeder, der hierher kommt, ist erst einmal ein unbeschriebenes Blatt. Wir nehmen jeden an, wie er ist und sehen, welche Stärken wir fördern können.“ Es sei sehr wichtig, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie etwas aus sich machen können, dass sie Chancen haben. „In der Pandemie haben viele Jugendliche Strukturen verloren. Sie resignieren, und das ist unfassbar schade. Denn es gibt in der heutigen Zeit so viele Möglichkeiten, sich zu informieren und eine Strategie für die Karriere zu entwickeln.“ Doch Kreisel will keine Schuld zuweisen, denn es gab zwei Jahre lang eine Ausnahmesituation. Zielführend seien Praktika, damit sich die Jugendlichen präsentieren können. Während der Pandemie lief da nichts. „Das hat zu den Problemen beigetragen, wir sehen, dass es für zu viele junge Menschen nicht richtig voran geht.“ Beflügelt das den „Akademisierungswahn“, also führt es dazu, dass viele dann lieber länger zur Schule gehen als in die Ausbildung? „Das kann man so nicht sagen, denn wir beobachten das Phänomen schon länger. Wir brauchen aber alle Fachkräfte, das muss viel stärker klar werden.“ Der Fortschritt und der Wohlstand stünden auf wackeligen Füßen. „Nehmen Sie den Klimaschutz: Sie brauchen Ingenieure, die neue Technik entwickeln, aber auch Fachkräfte, die letztendlich so etwas einbauen. Und da ist die Entwicklung bedenklich.“ Die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten seien sehr gut. Vor allem für das Handwerk seien Praktika hilfreich. Ein Beispiel hat Kreisel direkt vor Augen: Sein Sohn ist Tischlermeister. „Der kümmert sich um alles selbst, da gibt es kein Personalbüro. Im persönlichen Kontakt abzuklären, ob alles zusammen passt, hilft beiden Seiten“, stellt der Leiter des Lüttfeld Berufskollegs fest. Die Zeiten haben sich deutlich geändert. Als Kreisel seine Karriere in Lippe fortsetzte, war ein Punkt, einen neuen Namen für das Berufskolleg zu finden. „Gemeinsam Schule leben – damit habe ich mich beworben und ich bin froh, dass es geklappt hat.“ Denn auch in Bielefeld und Paderborn gab es Möglichkeiten. „In Lippe ist das Besondere, dass viel in die Bildung investiert wird. Parteiübergreifend gibt es da eine Linie. Das ist für alle Bildungsreinrichtungen ein starkes Pfund.“ Wie sich das auswirkt, hat der 66-Jährige direkt vor Augen. Die Berufskollegs, die Hochschule, das Berufsförderzentrum, das Handwerkbildungszentrum, das zum Teil anders genutzt werden soll – es ist ein Innovationcampus, es hat sich ein Ort der Möglichkeiten entwickelt. „Wir brauchen die Durchlässigkeit im System, um ausreichend Fachkräfte zu bekommen und die Potenziale der Jugendlichen bestmöglich zu fördern.“

Manfred Kreisel hat übrigens auch nicht von Anfang an genau gewusst, wozu er berufen ist. Er hat katholische Religion und Maschinenbau studiert. „Aber ich habe jung geheiratet, Priester war dann raus“, sagt er lachend. Mit 20 geheiratet, wenig Geld im Studium, eine Familie gegründet – nur im Rückblick klingt es einfach. Was jetzt wartet? „Ich habe ein sehr gutes Schweißgerät, ich liebe Cortenstahl. Da werde ich den Garten gestalten.“ Und dann müsse auch das Wohnmobil bewegt werden, lesen sei ein großes Hobby, Kabarett-Vorstellungen ein Muss. Und Ehrenämter? „Ich werde mich bestimmt weiter einbringen, aber jetzt löse ich erst das Versprechen ein, das ich meiner Frau gegeben habe. Ich freue mich auf die Zeit mit ihr.“ (zitiert nach: Astrid Sewing, Die Jugend ist Herzenssache, in: Lippische Landeszeitung, 8. Juni 2022, S. 10)

Die Lippische Landeszeitung berichtet über die Verabschiedungsfeier für den Schulleiter Manfred Kreisel:  „School’s out for-ever“: Passend gewählt war der Hit von Alice Cooper als Intro für die Verabschiedung von Manfred Kreisel. 27 Jahre lang hat er die Geschicke des Lüttfeld-Berufskollegs als „Chief of Operations“ gelenkt. Landrat Dr. Axel Lehmann (links) lobte Kreisels lösungsorientierten Pragmatismus, mit dem er seine Schule so vorbildlich entwickelt habe, dass sein Nachfolger auf ein gut bestellte Haus treffe. Verwundert zeigte sich Lehmann über Kreisels Fächerkombination von katholischer Religionslehre und Maschinenbau. Er kenne zwar den „Deus ex machina“, aber Manfred Kreisel habe wohl eher „Deus et machina“ praktiziert: empathisch und engagiert. Der Pädagoge Kreisel habe seinen Schülern deutlich gemacht, dass Handwerk und Industrie Karrierechancen böten und ein Studium nicht der heilige Gral sei. Michael Tönnesmann von der Bezirksregierung Detmold überreichte Kreisel neben der Entlassungsurkunde auch Proviant für den Gang in den Ruhestand." (zitiert nach: Hajo Gärtner, Lüttfeld-Berufsschulleiter Manfred Kreisel in den Ruhestand verabschiedet, in: Lippische Landeszeitung, 22. Juni 2022, S.11)