Aus gutem Herzen! Morgendliche Friedensimpulse am Lüttfeld-Berufskolleg als Ausdruck für Solidarität mit der Ukraine

Ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine: Morgendliche Friedensimpulse am Lüttfeld-Berufskolleg

Lemgo. Täglich finden vor Unterrichtsbeginn am Lüttfeld-Berufskolleg Friedensimpulse statt, an denen alle Schülerinnen und Schüler, Lehrinnen und Lehrer und alle Mitarbeitende der Schule teilnehmen können. Die Friedensimpulse werden von der Lehrerin Dagmar Kübler koordiniert und zumeist von Lehrenden des LBK gestaltet. Dagmar Kübler betont: „Frieden oder Krieg – das geht uns alle an!“ Für sie sind die Friedensimpulse ein Ausdruck für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und zudem ein Zeichen dafür, dass Gewalt und Krieg kein Mittel der Politik sein dürfen. Mit den Friedensimpulsen will die Lehrerin zudem in diesen Kriegszeiten die Erfahrung von Gemeinschaft in der Schule stärken und zum Nachdenken über Frieden anregen.

Die Schülerin Chantalle Schroer vom Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales des Lüttfeld-Berufskollegs hat von den Friedensimpulsen durch eine morgendliche Durchsage in der Schule gehört. „Ich entschied mich aus Neugier und aus gutem Herzen zu den Friedensimpulsen zu gehen, wo die Anwesenden einen gedanklichen Beistand mit den Menschen in der Ukraine leisten. Auch hatte ich anschließend ein gutes Gefühl, weil wir dieselbe oder eine ähnliche Einstellung teilten. Ich kann meinen Mitschülerinnen und Mitschülern nur empfehlen, dort einmal hinzugehen, weil da nicht nur zusammengefasst wird, was der aktuelle Stand der Kriegssituation in der Ukraine ist. Zudem werden auch verschiedene Meinungen formuliert. Diese Friedensimpulse sind nicht in erster Linie religiös. Es gibt zwar Gebete, aber auch Gedichte, Lieder oder Zitate. Es geht um Solidarität. Die Menschen in der Ukraine sollen spüren, dass sie nicht alleine dastehen und von anderen Ländern Unterstützung bekommen.“

Der Lehrer Patrick Kamps hat einen Friedensimpuls gestaltet und dabei folgendes vorgetragen: „In den letzten Wochen fühlte ich mich immer wieder an die Worte des australischen Historikers Christopher Clark erinnert, der in seiner Arbeit zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs schrieb: „So gesehen waren die Protagonisten von 1914 Schlafwandler - wachsam, aber blind, von Alpträumen geplagt, aber unfähig, die Realität der Gräuel zu erkennen, die sie in Kürze in die Welt setzen sollten.“ Waren wir, war der „Westen“ ebenso in einem Schlaf gefangen? Wandelten wir in einer Welt, in der für uns der Krieg nur entfernt, in Afrika, in Syrien, im Jemen denkbar war? Vieles spricht dafür, gerade der Schock, den der zwar lange geplante, mit der immer stärkeren Truppenkonzentration an der ukrainischen Grenze auch öffentlich vorbereitete Krieg gegen die Ukraine ausgelöst hat. Diese offensichtlichen Zeichen übersehend, waren wir Schlafwandler? Dieser Krieg hat uns aufwachen lassen aus einem Traum, in dem wir seit nun drei Jahrzehnten, seit dem Ende des Kalten Krieges leben, nämlich mit der Überzeugung, dass Krieg in Europa archaisch sei und dass Handel und gute ökonomische Beziehungen Krieg unwirtschaftlich und damit unmöglich machen würden. Glaubten dies nicht auch viele Schlafwandler? Es ist der tyrannische Wahn Putins, ein großrussisches Völkergefängnis wiederzubeleben, der Europa, der uns sehr schmerzhaft erwachen und erkennen lässt, dass unsere Werte – Demokratie, Menschenrechte, persönliche Freiheit – nicht selbstverständlich sind, sondern verteidigt werden müssen. Nicht nur in der Ukraine.

Und hier sehe ich den Unterschied zu den Schlafwandlern: Die große Solidarität der Menschen in Europa mit den Ukrainerinnen und Ukrainern und die große Hilfsbereitschaft, der wir auch in Lippe überall begegnen: Freiwillige Helferinnen und Helfer, die Kinder aus einem Heim in der Ukraine nach Lage bringen, wo sie neue Unterkünfte eingerichtet haben; Kolleginnen und Kollegen dieser Schule, die Spendenaufrufe unterstützen und sogar Hilfstransporte organisieren; Schülerinnen und Schüler, die ehrenamtlich bei der Betreuung von Flüchtlingsunterkünften helfen. Diese gelebte Solidarität ist für mich der beste Beweis dafür, dass unsere Werte lebendig sind. Und das lässt mich auch in dieser Zeit hoffen. Lasst uns deshalb für Frieden und eine offene, demokratische Gesellschaft einstehen. Gerade jetzt. Schließen möchte ich mit einem Aphorismus, den Laotse vor zweieinhalb Jahrtausenden bereits verfasste und der (leider) noch nichts von seiner Aktualität verloren hat:

Damit es Frieden in der Welt gibt,

müssen die Völker in Frieden leben.

Damit es Frieden zwischen den Völkern gibt,

dürfen sich die Städte nicht gegeneinander erheben.

Damit es Frieden in den Städten gibt,

müssen sich die Nachbarn verstehen.

Damit es Frieden zwischen Nachbarn gibt,

muß im eigenen Haus Frieden herrschen.

Damit im Haus Frieden herrscht,

muß man ihn im eigenen Herzen finden."