"Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus" - Das Abitur 2022 am Lüttfeld-Berufskolleg

Abitur perfekt: Ines Fleck (links) und Synke Rothe (rechts) sind stolz auf ihre drei Leistungsspitzen - Die Traumnote 1,0 steht auf den Zeugnissen von Leon-Peter Schollmeier, Emmelie Starck und Deborah Becker (von links), Foto: Lippische Landeszeitung

Lemgo. In diesem Jahr gab es erstmals am Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales des Lüttfeld-Berufskollegs gleich drei Abiturzeugnisse mit der Traumnote 1,0! In ihrer Rede betonte die Einserabiturientin Emmelie Starck, dass die besonderen Leistungen nur durch den sehr guten Zusammenhalt in ihrer Klassengemeinschaft möglich waren: „Aus schüchtern und verhaltenen Persönlichkeiten entwickelten sich mit der Zeit einzigartige besondere Charaktere. Jede einzelne Person macht unsere Klassengemeinschaft aus. Während sich die einen schon Wochen im voraus auf die Klausur vorbereiteten, realisierten die anderen erst einen Tag zuvor, dass überhaupt einen Klausur ansteht. Doch ganz nach dem Motto „Freestyle geht immer“ überstanden auch sie die Leistungsüberprüfung.“ Die Mitabiturientin Marleen Eichner ergänzte in ihrer Rede: „Obwohl unser schulischer Alltag zeitweise unter erschwerten Bedingungen ablief, gaben wir immer unser Bestes. Ganz getreu nach dem Motto: „Wenn das Leben Dir Zitronen gibt, mach Limonade daraus!“ Vor diesem Hintergrund überreichten die beiden Abiturientinnen ihrer Klassenlehrerin Marion Burchart einen kleinen Zitronenbaum als ein riesengroßes Dankeschön für ihre Unterstützung. „Sie haben uns nicht nur im Unterricht mit Kaffee versorgt, sondern standen uns neben der Wissensvermittlung immer mit Tipps, Ratschlägen und einem offenen Ohr zur Seite.“

Zum Programm der Abiturfeier gehörte ein musikalischer Beitrag der Band „Felony“, die Abiturrede des Schulleiters Manfred Kreisel, die Ehrungen für besondere Leistungen, etwa die Mitarbeit im Schulsanitätsdienst, die Teilnahme am europäischen Erasmus-Programm oder die Prüfungen für ein Cambridge-Zertifikat. Abiturreden hielten für die einzelnen Klassen die Schülerinnen Yasemine Karayurt und Johanna Löhr, Weronika Kula, Marleen Eichner und Emmelie Starck sowie Joelle Hönerlage und Lisa Hoyer. Die Klassenleitungen Marion Burchart, Vivian Eikenberg, Felix Klemen und Daniel Scheiblich erinnerten an besondere Aktivitäten und an manche Highlights der vergangenen drei Jahre, die trotz Corona-Virus und Schulschließungen möglich waren. Die Bildungsgangleiterin Synke Rothe wünschte den Abiturientinnen und Abiturienten nach der feierlichen Zeugnisübergabe schließlich „Alles Gut für Ihre weitere Zukunft“!

Die Lippische Landeszeitung berichtet: „Je schwerer der Sieg, desto größer die Freude am Sieg“, hat Péle, Weltfußballer des 20. Jahrhunderts, einst gesagt. Eine Steilvorlage für Sportlehrer Daniel Scheiblich, der den Lobgesang auf seine Klasse mit Fußballer-Zitaten würzte. Beispiel: „Für junge Spieler ist es wichtig, dass sie auch mal Licht am Ende des Tunnels schnuppern“ (Karl-Heinz Rummenigge). Oder Lothar Matthäus: „Madrid oder Mailand. Hauptsache Italien.“ Übersetzt: „Egal, wo und wie, Hauptsache Abi.“ Die anderen Klassenlehrer standen Scheiblichs Fußball-metaphorischer Hymne auf seine Schüler in nichts nach. Sie lobten vor allem die Fokussiertheit, Zielorientierung und den Zusammenhalt ihrer Klassen.

Zuvor hatte Schulleiter Manfred Kreisel die Abiturientia 2022, die mit so vielen Krisen konfrontiert worden ist wie kein Vorgänger-Jahrgang, dazu aufgefordert, den Mut nicht zu verlieren angesichts einer bedenklichen Weltlage, „sondern die Wirbelsäule durchzudrücken“. An die ganze Schulgemeinde gewandt, klang seine Rede wie ein Vermächtnis aus 27 Jahren pädagogischer Praxis und Schulleiter-Erfahrung: „Wir müssen aufeinander achten. Es darf uns nicht gleichgültig sein, wenn unsere Freunde, unsere Kinder, unsere Kollegen nicht mehr mitkommen.“ Denn dann könne es passieren, „dass sie Wege gehen, die ins Abseits führen, wenn sie aus der Wirklichkeit in die Scheinwelten von Drogen und elektronischen Spielen flüchten.“ Aber: In der Schule hätten die jungen Menschen auch gelernt, „sich aneinander zu messen“ und „Konkurrenz auszuhalten.“ Ohne Leistung, ohne Leistungsbereitschaft sei kein Staat zu machen. Die Schule reagiert darauf mit unterschiedlichen Leistungsbewertungen. Nicht jeder schafft die Spitzennote 1,0 wie in diesem Jahr Leon-Peter Schollmeier, Emmelie Stark und Deborah Becker. Am anderen Ende der Leistungsskala gilt: „Kein Schüler ist ein hoffnungsloser Fall.“ Kreisel bat diejenigen, die es diesmal bravourös geschafft haben, jene nicht auszugrenzen, denen der Erfolg versagt geblieben ist. Es müsse vermieden werden, dass Schulen „zu Orten der Angst“ für Schüler oder Lehrer werden. Auch Manfred Kreisel nutzte eine Fußball-Metapher, um seinen Schützlingen, die nun in die Selbstständigkeit entlassen werden, Zuversicht zu vermitteln. „Angesichts des bevorstehenden Facharbeiter- und Führungskräftemangels sind Sie die umworbenen Auswechselspieler von morgen.“

Die Wirtschaftslage in Deutschland habe sich gerade in jüngster Zeit so entwickelt, dass die junge Generation mit „Mut, Kreativität und Lust auf Neues“ die richtige Antwort auf die gewaltigen Herausforderungen gebe. Eine innovative Einstellung habe hierzulande durchaus Tradition. Und wieder ein Beispiel aus dem Fußball: „Der Ball bei der EM ist zwar in Asien produziert, aber in Deutschland ertüftelt worden; eine Spitzenleistung der Materialforschung: nahtlose Oberfläche, wasserdichter Ball, wasserdichte Idee.“ (Zitiert nach: Hajo Gärtner, Die Auswechselspieler von morgen: Drei Mal die Traumnote 1,0 – dist Premiere am Lüttfeld-Berufskolleg. Die Lehrer loben die Fokussiertheit, Zielorientierung und den Zusammenhalt ihrer Klassen, in: Lippische Landeszeitung, 23.6.2022, S. 17)